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MerschBeringenMoesdorf

 

(zusammengestellt von Roger Hilbert)

Mersch :

Der Michaelsplatz um das Jahr 1830

Im Vordergrund die alte Pfarrkirche, die 1851 mit Ausnahme des Glockenturms abgetragen wurde.
Das strohgedeckte Gebäude rechts, seit 1851 im Besitz von Notar Beschmont, dient heutzutage dem Merscher Dechanten als Wohnsitz.
Links, hinter dem Ziehbrunnen, erkennt man das seit 1856 abgerissene Kaplanshaus.
In dem sich links im Hintergrund befindlichen Obstgarten wurde 1856 die neue Primärschule gebaut.
Die dokumentarische Zeichnung stammt von dem gebürtigen Merscher Maler Will Kesseler nach einem Entwurf von Geometer Jos. Henckels.


A. Der Michaelsplatz ist uralter Kulturboden.

Die erste Kultstätte unserer Ortschaft befand sich sonder Zweifel auf dem heutigen Michaelsplatz. Hier befand sich in der Römerzeit ein Verehrungsbild des keltisch-germanischen Kriegsgottes Lenus-Mars. In seiner Nähe liess sich ein ausgedienter Legionsoffizier ein Grabmal errichten. Es ist anzunehmen, dass es sich hierbei um denselben Reitergeneral handelt, der sich auf der Mies eine "villa rustica" bauen liess. Als im 4. Jahrhundert der Siegeszug des Christentums anhub, dürfte auch bald der Lenus-Mars Tempel in Mersch in eine christliche Verehrungsstätte umgewandelt worden sein. Dies geschah wohl auch in vermehrten Massen unter dem Impuls der Mönche des hl. Maximin aus Trier, die dem Beispiel ihres Ordensgründers folgend, besonders die Missionierung der kleinen Ortschaften entlang der Römerstrassen und deren Verbingswege in Angriff nahmen. Zu ihrer Belohnung wurde 633 die mächtige St. Maximiner Reichsabtei durch König Dagobert gegründet.
Irgendwann hatte ein Frankenkönig einem seiner Vasallen aus gräflichem Geschlecht die Ortschaft Mersch mitsamt vielen andern Dörfern in der Umgebung für treu geleistete Dienste geschenkt. In Mersch entstand ein befestigter Herrenhof und in dessen Nähe eine sogenannte "Eigenkirche", d.h. eine Privatkapelle, an welcher ein Priester angestellt wurde um der Einwohnerschaft Gottesdienst abhalten zu können.

B. Die Eigenkirche einer fränkischen Adelsfamilie
Urkundlich erwähnt wird diese Kirche erstmals im Jahre 853 anlässlich des berühmten Schenkungsaktes von Erkanfrida, Witwe und Alleinerbin des Grafen Nithard, ein Nachkomme des gräflichen Geschlechts in dessen Besitz sich Mersch befand. Einen Teil ihrer Güter in Mersch schenkte Erkanfrida den Mönchen von St. Maximin darunter auch die Kirche in Mersch, deren Ursprung wohl gegen Ende des 6. Jahrhunderts zu suchen ist. Dies bescheinigen Steinsärge mit kreisförmiger Aushöhlung für den Kopf, die beim Abriss der alten Michelskirche um 1850 gefunden wurden, und aus jener Zeitepoche stammen sollen.
Obschon der Bau der ersten Kirche im geschichtlichen Dunkel liegt, wird es wohl eine primitive Holzkirche gewesen sein, deren Ausmassen wie Dechant Majerus glaubt, kaum mehr als 18 x 8 x 10 betrugen.

C. AUSBAU - Status einer Mutterkirche
Der Abt von St. Maximin setzte in Mersch einen vicarius perpetuus " ein, der ihn in Mersch vertrat. Mersch wurde bald Mittelpunkt aller Missionsarbeit in der ganzen Gegend. Matrix Ecclesia d.h. Mutterkirche, betitelten die Erzbischöfe von Trier im frühen Mittelalter die Kirche in Mersch. Sie war einst unstreitig die grösste Pfarrei des Landes (375 qkm). Mersch wurde Hauptsitz eines Landkapitels, das fast die Hälfte des heutigen Luxemburg umfasste. Mit 70 Pfarreien war Mersch innerhalb des Archidiakonates Longuyon das grösste Dekanat. Die Pfarrei selbst zählte nach der berühmten Urkunde von 960, als Erzbischof Heinrich von Trier, auf Bitten des Maximiner Abtes, persönlich eine neue Abgrenzung vornahm, 15 Kapellen auf einem Gebiet von 168 qkm. Kein Wunder, dass die Kirche in Mersch den Ansprüchen ihrer Zeit nicht mehr entsprach - im Klartext sie musste vergrössert werden. Da das Kloster von St. Maximin nur Reparaturen an der ursprünglichen Kirche bezahlen wollte, erweiterten die Merscher Pfarrkinder auf eigene Kosten ihre Kirche, indem sie ihr zwei Seitenschiffe mit einer Innenbreite von 4 m beifügten. Versehen mit Kreuzgewölben reichten die Fenster der Seitenschiffe dieser zweiten vergrösserten Kirche fast bis an den Boden.

D. Zweite Vergrösserung
Am 18.2.1245 wurde die Pfarrkirche von Mersch, dem von St. Maximin-Kloster gegründeten Hospital der Hl. Elisabeth in Trier in alter Form durch Erzbischof Arnold von Trier inkorporiert. Rechtlicher Pfarrer von Mersch ist nunmehr der Abt von St. Maximin, welcher die Pfarrseelsorge in der Pfarrei Mersch durch einen von ihm bezahlten Pfarrvikar ausüben lässt.
In diese Zeit fällt auch die zweite Vergrösserung der Merscher Pfarrkirche, wie verschiedene Inschriften dies bestätigen. Angebaut wurde damals ein halbkreisförmiger Kirchenchor.

E. Katastrophenzeiten
Während der burgundischen Herrschaft zog Philippe der Gute gegen die Gegner seiner Politik zu Felde. 1453 wurde sowohl das Merscher Schloss als auch die Kirche teilweise von seinen Truppen zerstört. Die später neuerrichtete Kirche erhielt nun ein 7 m langes Querschiff, sowie einen kleinen Glockenturm gestützt auf vier Säulen. Die runde Apsis musste einem vierreckigen Chor mit angebauter Sakristei weichen.
Ende Juli 1706 zerstörte ein Blitzschlag die Kirche teilweise und äscherte dabei auch verschiedene Nachbarhäuser ein. Die Restaurierung erfolgte im nachfolgenden Jahr auf dem erhaltenen Mauerwerk aus romanischer und gotischer Zeit an gleicher Stelle. Der alte Glockenturm über dem Transept wurde ersetzt durch einen hohen barocken Turmbau, verordnet durch den wohledlen Gouverneur Graf Friedrich von Elter, seit 1706 Ritter des Goldenen Vliesses, u.a. auch Schlossherr von Mersch. Wie eine Inschrift am Turm berichtet, wurde der neue Turm mit dem Geld der Pfarrei bezahlt. (Denario Parrochiae facta sum).

F. Bau einer neuen Pfarr- und Dekanatskirche

Die alte Kirche am Michaelsplatz Die neue Kirche vor der Neugestaltung

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war die alte Kirche am Michaelsplatz altersschwach. Die Baufälligkeit konnten auch Reparaturen, ausgeführt laut unseren Gemeinderegistern in den Jahren 1811 und 1825, nicht aufhalten.1824 drohte Mgr. Pisani de la Gaude, der damals für Luxemburg zuständige Bischof von Namür, auf Grund eines Briefes an den Distriktkommissar und Gemeinderat von Mersch mit der Einstellung des Gottesdienstes, wenn nicht sofort mit dem Bau einer neuen Kirche begonnen würde. Nach zehnjäriger Beratung über den Standort der neuen Kirche, wurden unsere Gemeindeväter sich endlich einig, die neue Kirche am Fusse des "Miesplateau" zu errichten. Die Grundsteinlegung nahm Bischof Laurent am 24.6.1844 vor. Am 6.7.1849 war der Rohbau nach Plänen des Provinzialarchitekten Theodor Eberhard aus Luxemburg von den Unternehmern Norbert Metz aus Eich und Richard Wolter aus Strassen fertiggestellt worden. Als Modell unserer neuen Pfarr- und Dekanatskirche stand die Kirche von Stenay zur Verfügung. Am 7.2.1850 wurde sie von Hochwürden Provikar N. Adames eingesegnet und dem Gottesdienst übergeben. Die Konsekration, d.h. die liturgische einweihung erfolgte indessen erst am 15 Juni 1868. Zwei Jahre später, am 27.6.1870 erhob Papst Pius IX, das apostolische Vikariat Luxemburg zum Bistum, - Hochw. Nic. Adames wurde somit der erste Bischof unseres Landes. Gleich nach Fertigstellung des neuen Gotteshauses begannen auch die Abbrucharbeiten der mittelalterlichen Kirche am Michaelsplatz, wobei man bedeutende archäologische Funde machte. Das Wahrzeichen von Mersch, der "Alte Turm", dessen Kuppeldach der Tiroler Meister Johann Mitteregger anfertigte, konnte jedoch als lebendiges Symbol der Stürme vieler vergangener Jahre seit Bestehen der Merscher Kirche, dank der Fürbitte der russischen Grossfürstin Anna Paulowna, Königin-Mutter Wilhelm III. und des Prinzregenten Heinrich gerettet werden. Bei einem Besuch in Mersch bat sie unsern Gemeinderat, den Merscher Zwiebelturm, der sie an ihre fernöstliche Heimat erinnerte, vor dem Abriss zu bewahren. Dies geschah dann auch nach Überwindung einiger Hindernisse. Die neue Merscher Kirche mit den Aussenmassen von 44,50 x 21,50 m ist nach Meinung vieler Kunsthistoriker das bedeutenste Bauwerk unseres Landes aus der Zeit des späten Klassizismus. Das Gotteshaus wurde hauptsächlich mit Geld herkommend von Kahlschlägen in den grossen Wäldern der Merscher Gemeinde bezahlt.

G. Einige Angaben zum Stil und innerer Ausstattung
Wie bereits angedeutet: die neue Kirche in Mersch ist im Stil des späten Klassizismus gebaut. Dem monumentalen Vorbau ist eine breite Freitreppe vorgelagert, die Erinnerungen an einen antiken Tempel wachruft. Vier kannelierte dorische Säulen tragen den mit Rosetten und Widderköpfen geschmückten Triglyphenfries mit dem symbolisch strahlenumwobenen Auge Gottes - dem Sinnbild der göttlichen Allwissenheit und Omnipräsenz. In den seitlichen Nischen erkennen wir Steinbilder der Apostelfürsten Petrus und Paulus, angefertigt von dem holländischen Bildhauer Stracke, im Jahre 1896.
Zwei hohe, schlanke Türme mit grossen, rundbogigen Schallöffnungen und pilastergetragenen Giebelaufsätzen, gekrönt von achteckigen Laternen auf Flachkuppeln, welche mit mächtigen, schmiedeeisernen Kreuzen versehen sind, verleihen dem Gesamtbild der Vorderansicht der Kirche eine imponierende Würde und monumentale Wirkung, - vor allem durch den eindrucksvollen griechischen Vorbau hervorgerufen.
Auch die Ausgestaltung im Innern der Kirche gibt Anlass zu Überraschungen. Das Mittelschiff des Gotteshauses ist mit einem imposanten Tonnengewölbe überdeckt (ähnlich auch die beiden Seitenschiffe). Es ruht auf einem kräftigen Gebälk, das von 12 ionischen Säulen getragen wird. Das Chor schliesst mit einer formvollendeten Rundapsis.

Dieser Innenraum erfuhr während dem Zeitraum von 1934-1939, mit der andauernden finanziellen Unterstützung der Pfarrei, eine künstleriche Neubelebung unter der Leitung des damals sehr bekannten Malermönchs von Maria Laach, Bruder Notker Becker O.S.B. (geb. 23.3.1883 in Mülheim an der Ruhr, gest.April 1978 in der Benediktinerabtei Maria Laach in der Eifel), der u.a. auch die Pfarrkirche St. Martin in Düdelingen ausmalte. Die majestätische Raumwirkung, verursacht durch das mächtige Tonnengewölbe, dem ionischen Säulengang und dem freskengeschmückten Chor, ist seit dem künstlerischen Wirken der Leute von der Abtei Maria Laach noch ausgeprägter und effektvoller.In jenen Jahren erhielt unsere Kirche, ausser dem neuen Fliesenbelag, einen neuen Hochaltar, reich an farbigem Marmor und Kupferschmiedearbeit, zwei Seitenaltäre und am Chorbogen wurden zwei prunkende Ambonen angebracht. Auch die Taufkapelle wurde künstlerisch neugestaltet und der Kreuzweg in den Seitenschiffen mittels Wandmalerei ausgeführt.

H. Neugestaltungen nach dem 2. Weltkrieg

In neuerer Zeit wurde der Vorplatz der Kirche etappenweise verschönert - erstmals am 6.5.1951. Damals errichtete man auch eine Gedenktafel der Opfer des letzten Weltkrieges, wobei die Bruchsteinmauern längst der Dorfstrasse gebaut und die uralten Kastanienbäume durch Trauerweiden ersetzt wurden. Ende der 80er Jahre erfuhr das gesamte Umfeld der Kirche eine durchgreifende Neugestaltung mittels Neubepflasterung und Bepflanzung des Geländes. Seit September 2001 befindet sich auf dem Kirchenvorhof auch eine liebenswürdige Skulptur von Serge Weis, betitelt "Jesus de Wee".
Infolge der neuen liturgischen Bestimmungen des 2. Vatikanischen Konzils wurden auch im Chorraum der Kirche Umänderungen vorgenommen. Die breite prachtvolle Marmor-Kommunionbank zwischen Chor und Hauptschiff verschwand; ein neuer bescheidener Altar sollte den Priester näher an die Kirchenbesucher bringen. Die Emporenorgel wurde stillgelegt, an ihrer Stelle wurde am 13.12.1981 im Chorraum die neue Orgel von Georg Westenfelder aus Lintgen eingeweiht.

Doch kaum 15 Jahre später erwachte die alte, dreimanualige Orgel, die am 8.7.1956 durch den aus dem Nachbarort Cruchten gebürtigen Bischof-Koadjutor Mgr. Dr. Léon Lommel eingeweiht worden war. Wenig später tritt Mgr. Lommel nach dem Tode von Mgr. Joseph Philippe, am 21.10.1956 seine Nachfolge als Bischof von Luxemburg an.
Die alte Orgel, welche durch den Krippenbrand Weihnachten 1978 und die übermässige Rauchentwicklung schwer beschädigt worden war und auch sonstwie den Zeitansprüchen nicht mehr entsprach wurde 1996 einer durchgreifende Generalrevision unterworfen. Im Jahre 2001 wurde das Instrument nochmals gründlich geprüft und um 2 Register erweitert. Palmsonntag 2002 (24.3.2002) geschah dann die Wiedereinweihung durch Dechant Ferdy Fischer im Rahmen einer Orgelkonzertveranstaltung durch die Herren L. Steffen, Kaplan J. Santer und J.M. Bock.

Erwähnenswert in der neuen Kirche ist auch das grosse Christus-Holzkreuz, im Chorraum hängend, das sich früher vor dem Hauptportal der Kirche befand und aus der Zeit stammt, als die Redemptoristenpatres A. Amherd und Sixtus Selder auf ihrer Missionsinformationsreise auch Mersch am 24.2.1856 besuchten.
Die "Muttergottes mit dem Kind", laut Vorbild von Tilman Riemenschneider, links vom Chorraum, wurde vom Vorgänger unseres jetzigen Dechanten, Herrn René Fisch, aus St. Ulrich in Süd-Tirol, angeschafft.
Unsere Kirche ist laut Aussage des bekannten luxemburger Kirchenhistorikers Richard M. Staud "im Aussenbau eine der vornehmsten des 19. Jahrhunderts in unserer Diözese, auch im Innern eines der liturgisch-künstlerisch einheitlichsten Kultusgebäude unseres Landes".

I. Liste der Pfarrer resp. Dechanten in der Pfarrei Mersch
Wie bereits erwähnt war der Abt son St. Maximin rechtlicher Pfarrer in Mersch. Mit der Ausübung der Pfarrseelsorge betraute letzterer einen Pfarrvikar. Die Reihenfolge der Merscher Pfarrer von St. Maximiner Gnaden lautet wie folgt
1263- Johannes von Rodenmacher
1316- Gerardus
1332- Johannes
1350- Jakobus
1443- Thylman Britt
1483- Nicolaus Still von Nauerburg
1495- Johannes Haltfast von Arlon
1530- Thomas von Cochem
1530-1541 Johannes Rheineri (von Mersch)
1541-1542 Otto von Poelich
1542-1575 Theodericus de Mersch
1584-1588 Mathias Pittinger
1588-1594 Theodor Kirsten
1594-1628 Bernhard Wark (von Mersch)
1629-1651 Johannes Cruick von Constum
1651-1675 Christian Strenge (von Mersch)
1675-1703 Lucas Lupus (Wolf) von St. Vith
1703-1713 P. Michel Bürden
1713-1716 J. B. Weiland von Filsdorf
1716-1748 J. Michel Welter von Bettendorf
1749-1750 J. B. Collignon von Luxemburg
1750-1759 Andreas Lambert von Luxemburg
1759-1780 J. Friedrich Warken von Mersch
1780-1790 J. Everhard Kleiner von Bettendorf
1790-1802 Franz August Krips von Luxemburg.
Da Mersch seit 1795 Kantonalhauptort mit Sitz eines Friedensrichter war, war der Pfarrseelsorger nach dem Kondordat vom 15. Juli 1801 ein gesetzlicher Curé d.h. ein Kantonalpfarrer. Die Liste der Merscher Kantonspfarrer resp. Pfarrdechanten lautet:
1803 P. Bornheim von Beidweiler
1803-1824 Joh. Nikolaus Schlim von Luxemburg
1824-1835 Joh. Becker von Dudeldorf
1835-1852 P. Hoffmann von Wahl
1852-1875 Joh. Majerus von Waldbillig
1875-1888 Nic. Lorang von Monnerich
1888-1891 Prosper Clasen von Grevenmacher
1891-1910 Henri Clemen von Luxemburg
1910-1924 Theo Hartmann von Erpeldingen
1924-1930 Emil Hentgen von Roedgen
1930-1946 Jos Philippe von Luxemburg
1946-1954 Anton Schiltz von Echternach
1954-1965 Dr. Paul Kayser von Luxemburg
1965-1974 Aloyse Lies von Manternach
1974-1988 René Fisch von Bettborn
1988-2009 Ferdy Fischer von Kayl
2009- Félix Steichen von Welscheid

Im Jahr 1989 wurde aus der Pfarrei Mersch der "Par-Verband Miersch" mit den Pfarreien Fels-Lintgen-Mersch-Fischbach-Lorentzweiler und Meysenburg. 1991 schlossen sich die Pfarreien Bissen und Moesdorf der Pfarrgemeinschaft Mersch etwas später die Pfarrei Blascheid. Zum Dekanat Mersch zählen die Pfarreien Bissen, Blascheid, Boevingen, Bruch, Buschdorf, Christnach, Cruchten, Fischbach, Greisch, Heffingen, Fels, Lintgen, Lorentzweiler, Mersch, Meysemburg, Moesdorf, Nommern, Saeul, Simmern, Tüntingen und Waldbillig.

J. Schlusswort
Mersch hat eine lange Kirchengeschichte. Es war ein mächtiges Grafengeschlecht das im einstigen römischen Kulturraum den Lenus-Mars-Altar umstiessen und an seiner Stelle eine Eigenkirche errichteten die sie stolz "Marisch ecclesia Mychaelis" nannten. Die Urpfarrei Mersch erstreckte sich über ein Gebiet von 25 km Länge und 15 km Breite, wurde später aber oft in ihrer Ausdehnung beschnitten. Dies geschah hauptsächlich unter Erzbischof Rotbert (931-956) während der Normannennotzeit, als König Arnulf viel Land vom Nithardschen Erbe in Mersch lostrennte und es seinen Getreuen zuteilte und die sich darin befindlichen Kapellen zu selbständige Pfarreien erhoben wurden. Obschon Mersch in jener Zeit mehr als die Hälfte seines alten Einflussgebietes verlor, blieb es dennoch einer der grössten Pfarreien des Landes. Vieles in jener Zeit liegt im geschichtlichen Dunkel, nur gelegentliche Urkunden aus den mächtigen Klöster jener Zeit, Echternach, St. Maximin in Trier dienen zur Aufhellung.
Von Katastrophen blieb die Merscher Kirche keinesfalls verschont. Zweimal griff der "Rote Hahn" nach der Michelskirche und in der Franzosenzeit herrschte sogar eine regelrechte Kirchenverfolgung, denen auch Pfarrer Krips und sein Hauskaplan Carmes zum Opfer fielen, da sie einen Eid verweigerten, welcher dem Wesen des Christentums zuwiderlief.
Ein absoluter Höhepunkt konnte die Pfarrei mit dem Bau der neuen Pfarr- und Dekanatskirche verzeichnen. 2003 jährt es sich zum 135. Mal, dass sie durch Bischof J. J. Koppes konsekriert wurde d.h. die liturgische Weihe erhielt.
Mersch darf sich mit Recht rühmen eine der schönsten Kirchen des Luxemburger Landes zu besitzen, sowohl was die Architektur als auch die Innenausstattung anbelangt.
Last not least bleibt zu bemerken, dass Mersch in seiner nächsten Umgebung mit zahlreichen urkundlich überlieferten heiligmässigen Kultstätten umkreist ist: Einelter, Helpert, Bildchen, Marienthal usw.
Am symbolträchtigsten aber gilt der Michaelsplatz als urälteste religiöse Örtlichkeit. Hier wurde vermutlich bereits im 4. Jahrhundert der Sockel der heidnischen Gottheit Lenus-Mars umgekehrt, um auf ihm einen christlichen Altar zu errichten und so den Sieg des Christentums eindrucksvoll zu versinnbildlichen.

 

Mariä Himmelfahrt in Beringen (Lichterprozession) :

Ein unvergessliches Erlebnis wurde zur Tradition in Beringen/Mersch

(zusammengestellt von Roger Hilbert)

Am Gnadenbild
Ein jeder trägt sein großes Leid
Im wunden Herzen mit.
Und vor der Frau im schlichten Kleid
Verhalten wir den Schritt.

Kerzen leuchten ringsherum
Wie Blumen auf der Au.
Wie wird die Not so klein und stumm
Wie lächelt mild die Frau.

Und jeder trägt sein großes Leid
Mit aufrecht stolzem Schritt
Und von der Frau im schlichten Kleid
Nimmt er das Lächeln mit.

Den Monat August krönt das Hochfest der Aufnahme Marias, der Gottesmutter, in den Himmel. Dieses Kirchenfest, Mariä Himmelfahrt genannt, wird seit dem Jahre 582 gefeiert und kennt hier zu Lande die volkstümlichen Namen wie beispielsweise „Léiffrakrautdag”, „Léiffrawëschdag”, „Krautwëschdag” oder auch schlicht und einfach „Krauteschdag“.

Solche Bezeichnungen hatten ihren Ursprung wohl in der Sitte, am Feste der Assumptio in einem Bündel (Wësch) zusammengebundene Kräuter und Früchte aus den Gärten und Feldern (je nach Gegend und Brauch bis zu 94 Pflanzen verschiedener Arten) zur Segnung in die Kirche zu bringen. Noch bis zum Zweiten Weltkrieg wurden in den meisten Kirchen unseres Landes der Kräuterstrauß während des Hochamtes gesegnet. Anschließend fand dann eine „Prëssessioun“ statt, wobei Teppiche der schönsten Sommerblumen, gestreut von den „Engelcher“ zu bewundern waren. Der „Wësch“ indessen wurde von der Hausfrau unter dem Dachgebälk aufbewahrt.

Dieses uralte, ehrwürdige christliche Brauchtum beschränkt sich heutzutage jedoch nur noch auf wenige Dörfer unserer Heimat, damit es nicht ganz in Vergessenheit gerät.

Ursprung der Beringer Lichterprozession

In Beringen findet am Mariähimmelfahrtstag, eine kleine Muttergotteswallfahrt, eine so genannte Lichterprozession nach dem Vorbild derjenigen von Lourdes statt. Hierbei wird auch ehrerbietig der hl. Bernadette (B. Soubirous, geb. 17.2.1844, vom Papst Pius XI. am 8.12.1933 heilig gesprochen), die in der Grotte von Messabielle bei Lourdes insgesamt 18 Visionen hatte, gedacht. Die „Dame“, die dem damals 14-jährigen Mädchen erschien, gab sich als „Unbefleckte Empfängnis“ zu erkennen.

Der Ausgangspunkt der Beringer Lichterprozession ist auf das Jahr 1965 zurückzuführen. In dieser Zeit wirkte die äußerst beliebte junge Lehrerin, Frl. Maria Schilling aus Mersch, in dem Schulhaus in Beringen. 1965 begleitete diese jugendfreundliche Pädagogin eine Gruppe von „Lëtzebuerger Jong-Meedercher“ (LJM) auf einer Pilgerfahrt nach Lourdes. Die Beringer Mädchen waren besonders vom Erlebnis der abendlichen Lichterprozession in er Pilgerstadt am Fuß der Pyrenäen so begeistert und berührt, dass man sich vornahm, Ähnliches auch im Heimatort in die Wege zu leiten. In der Person von Kaplan Camille Perl, Aumônier der Beringer Sektion der LJM, fanden sie einen willigen Mitstreiter, diesbezügliche Pläne in die Tat umzusetzen. So wurde die Beringer Lichterprozession noch im selben Jahr aus der Taufe gehoben. Sie erfreute sich von Jahr zu Jahr einer größeren Gefolgschaft und so wurde es zur Tradition, die man seither in Beringen eifrig pflegt und nicht mehr missen will.

Man hatte nicht vergessen, von Lourdes das 60 Strophen umfassende authentische „Lourdes-Lied“ mitzubringen, das jedoch wenige Jahre später, seit August 974, von einem 36 Reimen umfassenden, einfacheren Prozessionslied, betitelt „Procession aux flambeaux“ abgelöst wurde.

Ursprung der Beringer Muttergotteskapelle

So weit die Geschichte der Lichterprozession. Doch die in Beringen sich befindliche „Muttergottesgrotte“, nach Muster derjenigen von Lourdes, reicht viel weiter zurück.

Beringen besaß schon im theresianischen Zeitalter eine kleine Kapelle, die Mitte des 18. Jahrhunderts durch ein etwas größeres Gotteshaus ersetzt wurde. Doch im Laufe der Zeit erwies auch dieses sich als viel zu klein und so wurde am 6.9.1909 der Grundstein der heutigen Filialkirche in Beringen gelegt.

Im Jahre 1933 bauten die Dorfbewohner unter Leitung der Herren Rollinger, Unsen und Huss im Vorhof dieser Kirche die so genannte „Muttergottesgrotte“. Das Material bestand vorwiegend aus Schwemmsteinen, die stark von versteinerten Meeresmuscheln durchlöchert sind und auf dem „Siebelchen“, eine „Sandkaul“ oberhalb Beringen, gesammelt wurden.

Anlass zum Bau dieser „Lourdes-Grotte“ war möglicherweise die Heiligsprechung von Bernadette im Jahre 1933. Vater dieses Gedanken war mit Sicherheit Abbé Nic. Espen aus Differdingen, der im Zeitraum von 1931-1937 als Kaplan in Mersch und Beringen amtierte. Das Gedächtnis der Menschen ist bekanntlich eine kalte Seele und so ist es denn auch nicht verwunderlich, dass kaum jemand im Dorf sich genau an die damaligen Vorgänge im Dorf zu erinnern vermag, weder an eine diesbezügliche Einweihung oder eine besondere Andacht.

Wie dem auch sei, am Beispiel solch frommen Handelns ist klar ersichtlich, dass besonders in unseren Dörfern die Wertvorstellungen Heimat und Glauben besonders dank gottgefälligen Brauchtums keineswegs degradiert sind. Tradition ist eine formelle Ausdrucksform er Gemeinschaft und erfüllt sogleich eine echte Mittler- und Brückenfunktion, indem sie vergangenes und gegenwärtiges Leben und Geschehen einfängt.

(hoch)

 

Moesdorf:

Pfarrei Sankt Johannes der Täufer MOESDORF/Mersch
Kurzgeschichte einer luxemburger Landpfarrei

(zusammengestellt von Joël SANTER)

Im Herzen der Luxemburger Heimat liegt umweit von Mersch, im Alzettetal, die 549 Einwohner zählende Pfarrei Moesdorf, bestehend aus den Ortschaften Moesdorf (335 Einwohner), Pettingen (197 Einwohner) und Essingen (17 Einwohner). Seit dem 23. November 1843 sind diese drei Ortschaften in einer Pfarrei geeint, in der Zivilgemeinde und im Dekanat Mersch gelegen.

Während Moesdorf in der kirchengeschichtlichen Vergangenheit kaum eine Rolle spielte, besaß Pettingen schon früh eine Kapelle. Die älteste Kirche dürfte wohl die Hauskapelle im Schloss Pettingen gewesen sein.


I. Der Pfarrhauptort MOESDORF

Mit keiner Zeile wird in kirchlichen Visitationsberichten eine Kapelle in Moesdorf berichtet, jedoch besteht, laut Geschichtsforschern, kein Zweifel, dass eine solche in Moesdorf bereits vor der Gründung der Pfarrei bestanden haben soll. Es scheint, wie wenn diese Kapelle bereits vor Beginn der Französischen Revolution dem Verfall nahe gewesen sei. Die Kapelle von Moesdorf war nicht in der Lage, alle Gläubitgen während des Gottesdienstes anständig unterzubringen. Im Jahre 1834 wurden erste Pläne erstellt zwecks Bau einer neuen Kirche in Moesdorf. Ursprünglich war vorgesehen, eine neue Kirche für Beringen und Moesdorf in Moesdorf zu bauen. Sie sollte deshalb die Außenmaße von 25 x 13 m erhalten. Es entbrannte ein Streit, wo diese Kirche nun errichtet werden soll. Die Beringer wollten sie auf halbem Weg zwischen Moesdorf und Beringen sehen, während die Moesdorfer und Pettinger sie an Stelle der alten Kirche, am Ort genannt "bei der Kapell", haben wollten. Hier sollten sowohl das Pfarrhaus als auch der Kirchhof ihren Platz finden.

Im Jahre 1834 wurde der Arloner Kondukteur für öffentliche Bauten, F. Cordonnier, vom damaligen Merscher Bürgermeister, Jean-Jacques Deloos, mit der Ausarbeitung von Plänen und Preiskalkulationen zur Errichtung einer neuen Kirche für die Dörfer Beringen, Essingen, Moesdorf und Pettingen beauftragt. Doch sollte es bis 1837 dauern, bis die langersehnte Autorisation erteilt werden sollte. Im Hause des Notars Suttor fand am 3. Mai 1837 die öffentliche Zuschlagung zum Bau der neuen Kirche statt. Die Bauarbeiten schritten langsam voran. Die Endabrechnung der Kirche von Moesdorf gestaltete sich 1841 schwierig. Nicht allein war in dieser Zeit die Kirche von Moesdorf gebaut worden, auch die neue Pfarr- und Dekanatskirche in Mersch war seit dem 6. August 1843 vergeben worden. Die Sektionen Moesdorf und Beringen sollten hierzu 18.860 Fr und Pettingen 6.729 Fr. beisteuern. Diese Ortschaften würden jedoch von ihren Verpflichtungen befreit werden, wenn der laufende Antrag zwecks Errichtung einser selbständigen Pfarrei in Moesdorf genehmigt würden (schriftliche Anfrage der Bewohner von Moesdorf, Pettingen und Essingen am 2. November 1847). Bischof Laurent kam diesem Begehr am 23. November 1843 nach und schloss der neuen Kirche auch noch Scheuerhof an, nachdem er das Gut von der Pfarrei Cruchten abgetrennt hatte. Die neue Kirche wurde dem heiligen Johannes dem Täufer geweiht und 1868 konsekriert. Zum Nebenpatron wurde der heilige Lukas auserwählt.


II. Die Filiale PETTINGEN

Die Pettinger Burg besaß schon früh eine Schlosskapelle, wie die Archäologie uns zeigt. Ein Visitationsbericht berichtet uns, dass die Schloßkapelle einen Friedhof besaß, sowie drei Altäre und zwei Kelche. Hauptpatronin war von altersher die heilige Margaretha, Nebenpatronin die heilige Luzia. Die Grafen von Criechingen-Pittingen hatten der Kapelle eine 14-tägige Messe gestiftet, zu welcher der Pfarrer von Mersch verpflichtet war. Außerdem musste er auch Messen außer der Reihe lesen, wenn er darum gebeten wurde. Diese alte Kapelle war mit einem Kapital von Florin dotiert.
Um 1725 wurde eine neue, die heutige Dorfkapelle, errichtet, unter dem Patrozinium des heiligen Donatus. Seit 1759 wird in dieser Kapelle alljährlich das Fest des in unserer Gegend beliebten Gewitterheiligen gefeiert, mit Hochamt und Predigt.

1763 berichtet uns der Merscher Pfarrer J. Fredericus Warken, dass er vorhat, jedes Jahr, am 4. Juni das Fest des heiligen Theobald und seines Begleiters Walther in der Kapelle von Pettingen zu feiern. Er rechtfertigte seinen Beschluß mit dem Hinweis, dass die beiden Einsiedler vier Jahre im Ort gelebt hätten. Weiter schreibt er, dass die Köpfe dieser Heiligen in der Kapelle von Pittingen bisher als Reliquie sehr ungeziemend aufbewahrt wurden. Er hätte dieselbe nun mit Gold und Seide verziert und sie in besagter Kapelle wieder ausstellen lassen. Die zwei Reliquienschreine mit je einem großen Schädelknochen des heiligen Theobald und seines Begleiters Walther liegen noch heute unter der Altarmensa des Hochaltares der Pettinger Kapelle. Die Inschriften lauten: S. Theobalde, o.p.n. und S. Gualthere, o.p.n.. Allerdings fehlt jeder Authentizitätsbeweis.

Um 1050 lebte der heilige Theobald von Provins mit seinem Begleiter Walther auf der Anhöhe Einelter, etwa 1000 Meter nordwestlich von Reckingen. Er arbeitete oft im Burghof der Pittinger Ritter, mit welchen er, wie viele glauben, verwandt war. Jedes Jahr, am ersten Montag im Juli, pilgern viele Gläubige auf "Eenelter", um dem heiligen Theobald die Ehre zu erweisen. Und auch in Pettingen wird alljährlich am Kirmesmontag, dem heiligen Theobald die Ehre erweisen.

III. Die Seelsorger der Pfarrei

Die Pfarrei Moesdorf, mit ihrer Filiale Pettingen-Essen, wurde am 23. November 1843 zur selbständigen Pfarrei erhoben.

1) SCHANK Johann, Pfarrer in Moesdorf 1843 - 1847
2) HIPPERT Michel 1847 - 1856
3) WELTER Johann 1856 - 1874
4) COURTH Nicolas 1874 - 1877
5) WOLFF Jean-Pierre 1877 - 1897
6) THEVES Henri 1897 - 1910
7) MENNINGEN Joseph 1910 - 1935
8) SUTTOR Jean-Pierre 1935 - 1956
9) MARGUE Emile aus Oberkerschen 1957- 30.07.1990+

Nach dem Tode von Pfarrer Emile Margue wurde die Pfarrei Moesdorf dem Pfarrverband Mersch angegliedert. Zuständig für die Verwaltung der Pfarrei und für die Seelsorge in den Ortschaften ist das Pastoralteam des Pfarrverbandes Mersch, unter der Leitung von Dechant Ferdy Fischer. Zuständig für die Pfarrei Moesdorf ist der jeweilige, im Moesdorfer Pfarrhaus residierende Geistlicher.

10) FISCHER Ferdy aus Kayl, Pfarrverwalter 1990 - 1991
11) PÉPORTÉ Maurice aus Reckingen/Mess 1991 - 1994 / Vikar im Pfarrverband Mersch
12) METZ Paul aus Esch-Alzette 1994 - 2000
Pfarrer im Pfarrverband Mersch
13) SANTER Joël aus Wecker / Vikar im Pfarrverband Mersch 2000 - - 2004
14) HABARUREMA Pierre aus der Diözese Cyangugu (Rwanda) / Pfarrverwalter im Pfarrverband Mersch 2004

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